Unser Quartier schlagen wir südlich von Kandaladshky in der Nähe eines kleinen Dorfes auf. Mit der Suche nach einem wirklich idyllischen Plätzchen sind wir nicht ganz so erfolgreich wie die Nächte zuvor.
Wir sind jedoch hinreichend müde, dass wir nicht noch weitersuchen wollen. Der Wind bläst ganz ordentlich und es sieht bereits nach Regen aus. Kulinarischer Höhepunkt des Abends werden Variationen von Ravioli von Aldi Süd und Lidl gefolgt von einer Dose Tomatenfisch mit Gartenkräutern. Wir essen alle gemeinsam im Vorzelt des Teams Verfassungswidrig und gehen mal zeitig ins Bett. Es wird wohl unsere letzte weiße Nacht der Tour werden. Etwas wehmütig sind wir schon, da es schon was hat die ganze Nacht im Hellen draußen zu sitzen. Andererseits sind wir was unseren Schlafrhythmus angeht schon etwas durcheinander.
In der Nacht beginnt es stärker zu regnen und als wir aufstehen hat es sich so richtig eingeregnet. Wir zieren uns ein bisschen den Bus zu verlassen, sind aber gegen 8:00 Uhr startklar. Bis St. Petersburg sind es noch über 1.000 km und wir sind uns noch nicht ganz einig, bis wohin wir fahren möchten. Das Roadbook schlägt vor, bis Pedrozavodsk zu fahren. Wir möchten aber noch näher an St. Petersburg heranfahren, um morgen möglichst viel Zeit dort verbringen zu können. Mal sehen, wie es läuft.
Nach ca. 80 km überqueren wir wieder den Polarkreis. Wenn wir nicht mit der Karte ganz genau aufgepasst hätten, wären wir glatt daran vorbeigefahren. In Norwegen war die Stelle eine richtige Attraktion mit riesigem Parkplatz mit Visitor Center. In Russland steht vor der Stelle kein einziges Schild, was einen darauf hinweist, oder wir konnten sie nicht lesen… Während wir Fotos schießen, brettern auch einige andere Teams vorbei.
Zehn Kilometer weiter kommt ein Café und wir kehren ein, denn das Frühstück haben wir uns im strömenden Regen gespart. Es sind schon einige Teams da und Jogi hilft einem anderen Team mit einem Sharan mit einer neuen Lampe für die Heckleuchte aus.
Schon auf dem Parkplatz stellen wir fest, dass es (richtig schnelles) WLAN gibt und alle saugen fleißig Nachrichten aus diversen sozialen Medien. Welche Freude dies auslösen kann, ist in Pauls Gesicht deutlich erkennbar. Das Café ist sehr ordentlich und wir wählen im salzig-süß Blindflug Gebäck aus und bekommen einen hervorragenden mit der Espressomaschine zubereiteten Kaffee dazu. Ein freundlicher Herr kommt an unseren Tisch, stellt sich als Eigentümer des Cafés vor und freut sich sehr, dass wir da sind. In sehr gutem Englisch fragt er, ob wir zufrieden sind und wünscht uns noch eine gute Reise. Wir sind sehr angetan von der Freundlichkeit, die uns in Russland, begonnen mit den Zöllnern an der Grenze, entgegengebracht wird.
Wir machen uns wieder auf den Weg und reißen die Kilometer einen nach dem anderen runter. In der Raststätte haben wir noch ein anderes Team aus der Pfalz getroffen. Die beiden meinen ihnen sei in Murmansk gesagt worden, dass auf der Strecke keine Polizeikontrollen stattfänden. Als wir die beiden später an uns vorbeirauschen sehen, steigt auch unser Mut die Standardgeschwindigkeit von 90 auf 100 – 110 anzuheben. Zudem erlauben es die Straßen auch schneller zu fahren. Während zwischen der finnischen Grenze und Murmansk und auch das erste Stück auf der E105 von Murmansk in den Süden die Straßen entweder Schlaglöcher hatten oder in eine Baustelle verwandelt wurden, gibt es in Karelien immer mehr längere Abschnitte, die besser als manche Bundesstraße in der Heimat sind.
An der Straßenseite sehen wir immer mal wieder Schilder, die auf touristische Attraktionen hinweisen. Das folgende Schild sehen wir zum ersten Mal als noch in 350 km Entfernung auf das Freilichtmuseum hingewiesen wird. Das wäre in etwa so, wenn man in Fulda ein Schild für die Vogtsbauernhöfe aufstellte…
Eines unserer Highlights war die Begegnung mit einem Elch. Diesmal sind wir uns mindestens so sicher wie beim letzten Mal, dass es ein Elch ist, der da am Straßenrand steht und schaut… Aber vielleicht warten wir noch auf Thorstens finale Bestätigung bevor wir dieses „Must-Have-Erlebnis“ von unserer Liste streichen 🙂
Wir kommen sehr gut voran und entscheiden uns, über Petrosawodsk hinaus zu fahren. Über booking.com suchen wir uns an einem Parkplatz eine Bleibe und stoßen auf das Angebot eines Ferienhauses circa 200 km vor St. Petersburg. Wir reservieren und machen uns auf den Weg. Im Dorf angekommen, fragen wir ein paar Locals nach dem Weg. Sie sprechen nur russisch und wir können zumindest verstehen, dass sie uns vermitteln wollen wir seien in der falschen Republik. Sie meinen unser Quartier sei in Karelien während wir bereits in Oblast sind. Ganz überzeugt sind wir nicht und finden die Adresse über Google Maps in etwa 5 km Entfernung. Muss ja ein super Quartier sein, wenn die Locals das nicht kennen…
Als wir an der Adresse ankommen, steht der richtige Name am verschlossenen Tor und wir finden keine Klingel. Mehrfaches Hupen hilft auch nicht und ich rufe die in der Buchungsbestätigung angegebene Nummer an. Es meldet sich Julia, die recht gut Englisch spricht. Sie sagt, der Verwalter Aleksej würde uns gleich öffnen und zum Haus bringen.
Unser Ferienhäuschen hat die Größe eines Einfamilienhauses und drei Schlafzimmer mit eigenen Bädern mit Massagedusche. Die Küche ist vollständig eingerichtet mit Spülmaschine und wir haben einen eigenen Internetzugang. Als Aleksej von uns das Geld für die Übernachtung möchte, haben wir ein Problem. Wir haben kein Cash, weil wir davon ausgegangen sind, mit Kreditkarte bezahlen zu können. Ich telefoniere nochmal mit Julia und sie meint, dass ich ihr das Geld entweder auf ihre Kreditkarte einzahlen kann oder auch morgen in St. Petersburg geben könne… Wir sind begeistert, welches Vertrauen uns entgegengebracht wird. Da können wir uns eine Scheibe abschneiden…
Fabian hat sich nochmal todesmutig nach draußen gewagt und unter der Penetration von tausenden Stechmücken dieses wunderbare Foto mit dem Blick vor unserem Ferienhäuschen gemacht. Damit verabschieden wir uns für heute und freuen uns auf St. Petersburg.
Ich glaub‘, mich knutscht ein Elch…:-)
Guten Morgen, jetzt bin ich wieder auf dem Laufenden :-). Liest sich wieder toll ! Und der Spendenzähler ist auch gestiegen …Danke !
Das Ferienhäuschen sah auch sehr schön aus und ganz besonders sein Ausblick ! Liebe Grüße an euch Beide!
Hallo Wum, hallo Jogi, wenn wir die interessanten Berichte lesen und die faszinierende Fotos anschauen, dann beneide wir Euch. Es erinnert uns aber auch an unseren Besuch am Nordkap vor 3 Jahren, einfach traumhaft!
Wir sind gespannt wie Euch St. Petersburg gefällt. Wir waren ja vor wenigen Tagen – 17. u. 18. – anlässlich unser Ostsee Kreuzfahrt dort. Paläste, glitzernde Kanäle und jede Menge Brücken („Venedig des Norden“) und natürlich die vielen Inseln. Man braucht Zeit um sich einiges anzuschauen. Wir durften es ja nur mit Führung machen, ansonsten hätten wir ein privates Visa benötigt.
Wir wünschen Euch weiterhin viel Spaß und eine weiterhin sichere u. erlebnisreiche Reise.
Vielen lieben Dank. Wir sind circa 150 km vor St. Petersburg und schon sehr gespannt. Allzu viel Zeit werden wir nicht haben, aber wir können uns ja erst mal etwas Appetit holen und mal wiederkommen 🙂
Großartige Berichte – man wird ganz neidisch! Danke Corinna, daß Du den Link auf Fatzebuck gepostet hattest!
Tolle Photos übrigens!
Ich habe heute glatt im Büro immer mal wieder ne Pause eingelegt, um weiterzulesen…. 🙂
Gute Weiterreise!
Christiane